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Von Sabine Toussaint, Mediatorin: Verlässlichkeit und Effizienz in der Kommunikation – geht das?

Zurück zur These des letzten Beitrags, die aus der Perspektive einer Mediatorin lautete: Will ein Team den Markt mit innovativen Entwicklungen erobern und nachhaltige Erfolge einfahren, braucht es eine Kommunikation, die die persönlichen Anliegen hinter vermeintlich reinen „Sachentscheidungen“ wahrnehmen kann. Diese Fähigkeiten im Team zu verankern, eröffnet ein neues Spielfeld der Verständigung, wenn es eng wird in der Kooperation. Die Bereitschaft steigt, geniale Ideen, Wissen, Einschätzungen und Meinungen zum Erfolg des Teams beizusteuern.

Mediation: Im Team zum Erfolg

Warum werden persönliche Aspekte im Arbeitsumfeld ausgeblendet?
Persönliche Anliegen sind mit Gefühlen gekoppelt. Diese deuten darauf hin, wie es um die eigenen Bedürfnisse steht, ob sie erfüllt ☺ oder unerfüllt ☹ sind. Gefühle aber sind ein heikles Thema im toughen, sachbezogenen Arbeitsalltag. Hier liegt ein entscheidender Aspekt, warum das Wissen in Sachen Kommunikation aus Büchern und Weiterbildungen nicht im Arbeitszusammenhang ankommt.
Schon die Antwort auf die Frage „Wie fühle ich mich in einer bestimmten Situation?“ kann Probleme machen.

Hier einige Varianten:

  1. Ich will nicht darüber nachdenken, wie es mir geht, weil das nach meinem eigenen Verständnis kein relevantes Kriterium im Arbeitszusammenhang ist.
  2. Meine Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen äußern sich dazu auch nicht. Das kann also nicht richtig oder wichtig sein.
  3. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie es mir geht, weil ich nicht geübt bin, Gefühle bei mir wahrzunehmen.
  4. Ich weiß es vielleicht, habe aber keine Worte dafür, um sie auszudrücken – außer „gut“ oder „schlecht“, was keine Gefühle, sondern Bewertungen sind.
  5. Ich bin ständig mit meinen Gefühlen beschäftigt und weiß gar nicht so recht, was mir wichtig ist.

Trotz aller Widerstände ist es sinnvoll, sich in der eigenen Gefühlswelt auszukennen, um wichtige Schritte im Projekt zu entscheiden und durchzusetzen. Es geht in der folgenden Methodik darum, in einen Dialog zu treten, der durch Empathie und Aufrichtigkeit gekennzeichnet ist. Nicht um eine „Kommunikation im Schonwaschgang“, die zum Ziel hat, immer angenehme Gefühle zu haben. Auch in der Mediation auf der Basis der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach M. B. Rosenberg (GFK) erleben die Beteiligten, dass Austausch offen und „schonungslos“ und gleichzeitig respektvoll und wertschätzend sein kann.

Die „Nonviolent Communication“ nach M. B. Rosenberg*
In der „Nonviolent Communication“ (auch als „Konstruktive“ oder „Wertschätzende Kommunikation“ benannt) unterscheidet Rosenberg vier Schritte:

  1. Beobachtung: Was ist passiert?
  2. Gefühl: Wie geht es mir, wenn ich das erlebe oder daran denke?
  3. Bedürfnis/Anliegen: Was brauche ich/Was ist mir wichtig? (z. B. Effizienz, Entwicklung, Wertschätzung, Sinn, Austausch, Lebenserhalt, Erfolg etc.)
  4. Bitte/Handlung: Welche Bitte an mich selbst oder ein Gegenüber kann ich stellen, um meinem Bedürfnis nachzukommen bzw. welche Handlung erfüllt es?

Zunächst werden die sachlichen und emotionalen Aspekte einer Situation betrachtet, dann das persönliche Anliegen oder Bedürfnis, das ihnen zugrunde liegt. Erst dann wird ausgewählt, welche konkrete Handlung (Strategie) genutzt werden soll, um das Bedürfnis zu erfüllen.

Dahinter liegt die Annahme Rosenbergs, dass jede Handlung oder Entscheidung auf die Erfüllung von Bedürfnissen ausgerichtet ist – bewusst oder unbewusst. Gelingt es, diesen automatisch ablaufenden Prozess in der Kommunikation in den vier Schritten nachzuvollziehen, wird Verhalten für Andere transparent und nachvollziehbar. Unterschiedliche Handlungen können auf Basis der dahinter liegenden Bedürfnisse verstanden und abgeglichen werden, ohne sich gleich über Strategien in die Haare zu bekommen. Ziel ist ein aufrichtiges und wertschätzendes Miteinander, in dem unterschiedliche Ansichten verhandelt und gemeinsame Konzepte erarbeitet werden können.

Lesen Sie mehr dazu in Teil 3 diese Gastbeitrags!

Sabine Toussaint
www.mediation-sabinetoussaint.de

*Rosenberg, Marshall B.: Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Junfermann 2001.


Expertenanalyse IT-Projektkommunikation (Leitung: Gisela Knabl)

(Foto: Joachim Wendler)